I
Photoflrciphie vom Kunstverlag Weser-Krell.
werft „Bulla n".
den stolzen Handelsschiffen, neben Seglern größtenstils, Leichtern und anderen Schiffstypen werden dort auch
Schlachtschiffe ersten Ranges für die deutsche sowie für fremde Marinen hergestellt. Der Fortschritt der deutschen
Schiffbautechnik begünstigte in hohem Maß die schnelle Entfaltung des deutschen Seeverkehrs.
Samland, Bernsteinküste. Zipfelberg (80 m) bei Groß-Kuhren.
5e,v^teirn^e'n'x'1!. aus dem Tertiär, findet sich in Schichten, die teilweise unter dem Meeresspiegel liegen.
Nach heftigen Stürmen wirft ihn das Meer an die Küste, wo er gesammelt wird. Seit 1875 wird er indessen vor-
wiegend auf bergmännischem Wege gewonnsn. Der jährliche Ertrag Belauft sich auf 2—3 Mill. Mark.
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Deutschlands Gewerbe und Industrie. 19
der Boden allein nicht mehr zu ernähren, Gewerbe und Handel spielen eine immer
größere Rolle in unserem wirtschaftlichen Leben, besonders in den Städten, von
denen viele infolge des massenhaften Zuzugs mit amerikanischer Geschwindigkeit
angewachsen sind; auch manche Dörfer haben sich aus vorher unbekannten Orten
zu namhaften Jndustrieplätzen aufgeschwungen. Überall in Deutschland, wo
eine karge Natur den lohnenden Anbau versagt, hat sich eine rührige
Industrie entwickelt, besonders im Bereich der mitteldeutschen Gebirgs-
schwelle. Heute beschäftigt die deutsche Landwirtschaft nur mehr % der Gesamt-
bevölkerung.
Die natürliche Grundlage der deutschen Industrie bilden die
großen Kohlenlager an der Ruhr und Saar, im Wurmgebiet bei Aachen, in
Sachsen und Schlesien und die teilweise damit zusammengelagerten Eisengruben
<s. S. 67). Deutschlands Kohlenerzeugung (1910: 152 Mill. t) bleibt in Europa
nur hinter der von England zurück. In der Eisenerzeugung geht das Deutsche
Reich sogar England um die Hälfte voran (f. S. 67f.); das bedeutendste deutsche
Eisenlager ist das luxemburgisch-lothringische, das das Minetteeisen liefert. Die
deutsche Ausfuhr von Roheisen steigt alljährlich an; sie betrug 1910: 787 000 t,
1909: 471 000 t).
Was die sonstigen Mineralschätze Deutschlands betrifft, so wird es Hinsicht-
lich der Gewinnung von Zink nur von der Union und bezüglich der für einzelne
Industriezweige und den Bodenanbau so wichtigen Kalisalze von keinem Staat
der Erde übertroffen. Die größten Zinklager gehören Oberschlesien an, die Kali-
salze liefert das Magdeburg-Halberstädter Gebiet, namentlich Staßfurt. Auch
Silber erzeugt das Deutsche Reich mehr als jeder andere europäische Staat, und
in der Salz Produktion steht es nur hinter Großbritannien zurück. Im ganzen
finden in Deutschland durch den Bergbau fast eine Million
Menschen ihren Unterhalt.
In vielen Zweigen des gewerblichen Schaffens hat Deutschland sich allmäh-
lich in die vorderste Reihe zu bringen gewußt, so in der chemischen Industrie,
in der Zucker- und Bierindustrie sowie in der Branntweinbrennerei,
in der Stahl- und Waffenfabrikation, in der Elektrotechnik, in der
Erzeugung von Papier und Büchern, von Spielwaren und Blei-
stiften. In der Baumwollindustrie folgt es gleich hinter England, in der
Seidenindustrie unmittelbar nach Frankreich. In andern Gewerben steht es
mit den ersten Staaten in scharfem Wettbewerb, so in der Maschinen- und Kleineisen-
industrie, in der Tabakindustrie, in der Konsektion, in der Woll- und Leinenindustrie,
in der Glas- und Tonwarenfabrikation. Bewundernswerten Aufschwung hat
der so jugendliche deutsche Schiffbau genommen; die größten und schönsten Passa-
gierdampfer werden auf deutschen Werften hergestellt. — Deutschland steht
England in der industriellen Tätigkeit nicht mehr nach und bildet mit ihm
die größte Werkstätte der Erde. Deutschlands Wohlstand knüpft sich in steigen-
dem Maß an seine Industrie und seinen Handel.
Begünstigt wird die industrielle Entwicklung Deutschlands, abgesehen von
seinem Reichtum an Kohlen und Eisen, namentlich auch durch seine vielen Wasser-
kräfte in den Gebirgen Mittel- und Süddeutschlands, die durch elektrische Kraftüber-
tragung auf weite Gebiete hin wirksam verteilt werden können. (Talsperren.)
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Saar Aachen Sachsen Schlesien Deutschlands Europa England England Deutschlands Oberschlesien Deutschland Deutschland England Frankreich Deutschland England Deutschlands Deutschlands
Schacht T
Sctiadztlt
Istihle
Schnitt durch ein Steinkohlenbergwerk.
Zur Steinkohlenzeit erfüllte Mittel- und Westeuropa ein Gebirgsland, das von den Koblengebieten Lberschlesiens
bis zum französischen Zentralplateau und von Lsnabrück bis zur Riviera reichte. In dem feuchtwarmen Tropen-
klima seiner Einsenkungen entwickelte sich eine außerordentlich üppige Pflanzenwelt meist blütenloser Arten. Riesige
Schachtelhalme, Baumfarne, Schuppenbäume und Siegelbäume bildeten ausgedehnte Sumpfwälder. Durch lang-
same Bodensenkungen scheinen diese Wälder untergetaucht und mit neuen Meeresablagerungen überschüttet worden
zu sein. Daher lagern zwischen den kohlenführenden Schichten überall Ton- oder Sandsteinschichten, die flözleer sind.
Zahl und Mächtigkeit der Flöze wechseln ungemein stark. Im Ruhrkohlengebiet z. B. zählt man !>« abbauwürdige
Flöze mit 96 m Kohlen. Hebungen und Senkungen des Bodens haben die ursprünglich wagrecht liegenden Kohlen-
flöze in der mannigfachen Weise verschoben.
Schachtförderanlagen
Deutscher Bergbau. Steinkohlenbergwerk Reden bei Saarbrücken.
Im Saar- und Ruhrta!, bei 'Aachen und in Lberschlesien schaut man häufig die großen Schachtanlagen zur Förderung
der Kohle, womit in Teutschland mehr als 600 000 Arbeiter beschäftigt sind. Das Deutsche Reich steht unter den
Kohlenländern der Welt mit seiner Produktion an dritter Stelle. Der deutsche Bergbau gewährt als Ernährer eines
großen Teils unserer Bevölkerung, als wichtigste Grundlage unserer Industrie und als eine Hauptquelle unseres
Nationalvermögens ein glänzendes Bilv, wenn auch mitunter schwere Schicksalsschläge die Bevölkerung der Berg-
baugebiete treffen.
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Welthandelsgüter. 67
Arbeiter. Die weitaus größten Steinkohlengebiete der Erde besitzen China und
die Union, sie werden jedoch in China noch fast gar nicht ausgebeutet; viel kleiner,
aber sehr reich sind die Becken Englands (über 30 000 qkm) und Deutschlands
(4600 qkm). Deutschland ist auch der größte Braunkohlenproduzent
der Erde. (S. auch S. 19.)
ä) Eisen. Neben der Kohle ist das wichtigste und für die Entwicklung unserer
Kultur unentbehrlichste Mineral das Eisen, dessen Produktion alljährlich stark
ansteigt.
Roheisengewinnung 1909 (üt Millionen Tonnen).
Ver. Staaten Deutsches Reich Großbritannien Übrige Länder
42 °/0 21% 16 o/o 21°/»
(26,1 Mill. t) (12,6 Mill. t) (10 Mill. t) (13,3 Mill. t)
Roheisengewinnung der Erde 1909: rund 62 Mill. t.
Auch in bezug auf Roheisengewinnung behauptet noch die Union den ersten
Rang; die zweite Stelle nimmt aber bereits Deutschland (1910:13,5 Mill.
Tonnen) ein, und erst in dritter Linie folgt England. Die drei Eisengroßmächte
liefern zusammen reichlich 2/3 der Gesamtförderung. Das wichtigste deutsche Eisen-
erzland ist das lothringisch-luxemburgische Minettegebiet, das mehr als 89% der
deutschen Eisenproduktion liefert. Der deutsche Verbrauch an Eisenerzen
ist der zweitgrößte der Welt; er geht jetzt über den britischen erheblich hinaus
und hat sich dem der Vereinigten Staaten schon ziemlich genähert. Die Eisen-
Industrie ist neben dem Steinkohlenbergbau die wirtschaftlich be-
deutendste Industrie des Deutschen Reichs. Daher führt Deutschland
trotz seiner eigenen reichen Eisenerzförderung alljährlich noch große Mengen von
Eisenerz, hauptsächlich aus Schweden, Spanien und Frankreich, ein.^) — In der
Stahlerzeugung steht Deutschland mit über 1/5 der Welterzeugung ebenfalls an
zweiter Stelle, unmittelbar hinter den Vereinigten Staaten. In der Metallindustrie
überhaupt hat Deutschlands Ausfuhr bereits die von England erreicht.2)
Sonstige Mineralien. An Kupfer und Blei liefert die Union weitaus
die größten Mengen, von Kupfer y2f von Blei y3 der gesamten Produktion. Die Blei-
erzeugung ist noch sehr ansehnlich in Spanien und Deutschland. In der Rohzink-
erzeugung besaß Deutschland bis jetzt die führende Stellung; die Union hat es
jedoch neuestens überflügelt.
In der Salpetererzeugung, welche für die chemische Industrie die größte
Bedeutung hat, besitzt Chile das Monopol. Deutschland ist der stärkste Ab-
nehmer des Produkts; es bezieht hiervon für seine weltbeherrschende chemische
Industrie jährlich für über 100 Mill. M. (1910: 133 Mill. M.)
Für die Petroleumgewinnung sind nur zwei Staaten maßgebend: die Ver-
einigten Staaten von Amerika und Rußland. Sie erzeugen zusammen reichlich
9/]o der Weltproduktion.
') 1910 für 161 Mill. M.
2) Ausfuhr von Maschinen 1910: über 500 Mill. M., von anderen Eisenwaren 251 Mill. M.
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Extrahierte Personennamen: M.
Extrahierte Ortsnamen: China China Englands Deutschlands Deutschland Deutschland England Deutschland Schweden Spanien Frankreich Deutschland Deutschlands England Spanien Deutschland Deutschland Deutschland Amerika
Geländedarstellung. 113
wieder, wie auf den Generalstabskarten 1:100000. Häufig werden auch beide
Methoden der Darstellung miteinander verbunden (S. Atlas und I S. 9).
In farbiger Darstellung Pflegt man die Gewässer blau, das Tiefland bis zu
200 m grün und die höheren Erhebungen in immer dunkler werdenden braunen
Farbentönen zu kennzeichnen. Über die Schneegrenze aufragende Gipfel werden
meist weiß dargestellt.
Reliefkarten. Am deutlichsten geben die sogenannten Reliefkarten, auf
denen die Bodenunebenheiten in Pappe, Lehm oder Gips plastisch dargestellt
werden, die wirklichen Verhaltnisse wieder. Doch muß bei allen Reliefkarten
eine Überhöhung eintreten, d. h. der Maßstab für die Höhenunterschiede wird
größer gewählt, als der der Karte, da sonst auch bedeutende Höhenunterschiede
nur wenige Millimeter ausmachten.
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Vorzeit und Mittelalter.
I. Deutsche Geschichte
bis zur Gründung des nationalen Staats 919.
1. Die germanische Vorzeit.
Die Urzeit.
§ 1. Von den ältesten Bewohnern des deutschen Landes berichtet uns keine schriftliche Überlieferung; wir wissen von ihnen nur durch die Reste ihrer Kultur, die sie uns in ihren Gräbern oder an ihren einstigen Wohnstätten hinterlassen haben. Unter den Wohnstätten sind die Pfahlbauten, deren Überbleibsel man vornehmlich in Alpenseen gefunden hat, besonders merkwürdig. Die Gräber sind, je nachdem die Leiche bestattet oder verbrannt wurde, entweder von einem Rasenhügel überwölbte Steinkammern, die sogenannten Hünengräber, oder es sind Urnengräber. Den Toten pflegte man Waffen, Werkzeuge, Schmucksachen, irdene Töpfe mitzugeben. Die Waffen und Werkzeuge wurden in der ältesten Zeit aus Stein, später aus Bronze, d. h. einer Mischung von Kupfer und Zinn, angefertigt; erst in den letzten Jahrhunderten v. Chr. wird das Eisen häufiger. Wir unterscheiden demnach eine Steinzeit, die wir in eine ältere und eine jüngere Steinzeit zerlegen, eine Bronzezeit und eine Eisenzeit.
Welchen Stammes die ältesten Bewohner des mittleren Europas waren, und wann die Germanen, unsere Vorfahren, eingewandert sind, ist uns nicht bekannt. Die vergleichende Sprachwissenschaft hat uns aber darüber belehrt, daß sie einst einem Urvolk angehörten, das vielleicht im mittleren Rußland wohnte und vorzugsweise Viehzucht trieb; aus diesem Urvolk, das wir als die Jndogermanen zu bezeichnen pflegen, sind nicht nur die wichtigsten Volksstämme Europas, die Slaven, Germanen, Kelten, Griechen und Italiker, sondern auch die Inder und Perser her-
Neubauer, Beschicht!. Lehrbuch. B. Iii. 6. Aufl. 1
Vorge-
schichtliche
Reste.
Die Jndogermanen.
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— 9 —
weil man zu diesem Zeitpunkt das Ende der Steinzeit ansetzt. (Nach Dr. K. Th. Zingeler u. Dr. Zschiesche.)
2. 3n der Bronzezeit.
Die neuen Bewohner: Mehr als sechshundert Jahre sind
verflossen seit der Zeit, wo jene von uns besuchte Familie der Steinzeit am hohen Flußufer der Gera ihr einfaches, aber wohl glückliches Dasein sührte. Noch ist unsere Gegend bewohnt, wie wir durch Funde beweisen können; aber die Bevölkerung hat an Zahl eingebüßt.
Die Lebensweise der neuen Bewohner ist keine wesentlich andere als die der Steinzeitmenschen; nur in einer Hinsicht sind sie gegen die früheren im Vorteil. Die Metallzeit ist angebrochen. Die Bronze, ein Gemisch von Kupser und Zinn, hat den Stein verdrängt, und an die Stelle der früheren steinernen Waffen und Gerate find schön geformte Schwerter, Dolche, Lanzen, Armringe. Gewandnadeln (Fibeln) und sonstiger Schmuck aus Bronze getreten.
Lage ihrer Wohnstätten: Die genaue Lage der Wohnstätten jener alten Ansiedler vermögen wir für unsere Gegend nicht
sicher anzugeben. Vermutlich aber haben sie ebenso wie die stein-
zeitlichen unweit des Wassers gelegen. Dort hat man die Grabstätten aus der Bronzezeit gefunden, und wo die Menschen damals ihre Toten verbrannten oder begruben, da haben sie sicher auch ihre Wohnungen gehabt.
Eine Hauptfundstelle ist das Gräberfeld am „toten Mann" bei Waltersleben. Einige Gräber sind auch dicht bei Erfurt am Wege nach Bindersleben bei der Abzweigung von der verlängerten Heinrichstraße, in den Kiesgruben des Johannesseldes, in der Nähe des Bahnhofes von Ilversgehofen und an einigen anderen Stellen in Erfurts Umgebung aufgedeckt worden. Auf dem zuerst genannten Friedhofe (Nekropole) aus der Bronzezeit wurden mit
nur einer Ausnahme Skelette gefunden, während die Graburnen auf den übrigen Fundstätten mit Leichenbrand gefüllt waren.
Das Gräberfeld am „toten Mann": Suchen wir nun einmal die Nekropole am „toten Mann" aus und wohnen im Geiste der Beisetzung eines angesehenen Mannes jener Zeit bei.
Das Gräberfeld liegt da, wo der von Egstedt kommende Miesenbach dicht hinter Waltersleben die nach Möbisburg führende Straße begleitet. Damals zog sich wobl das Wallersleber Holz bis zum Wasser herab, während auf der Südseite offenes Feld weithin sich ausbreitete. Hier lagen vielleicht die Gehöfte der Bewohner jener Gegend, und es ist nicht unmöglich, daß der Edelhof des Mannes, an dessen Beisetzung wir jetzt teilnehmen wollen, auf dem heute noch „Burgfeld" genannten Ackerplan, wenig westlich von Rockhausen, stand.
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Extrahierte Ortsnamen: Gera Erfurt Johannesseldes Erfurts Möbisburg
— 23 —
daß die Sachsen nach dem Siege bei Burgscheidungen ein ihm gewidmetes und nach Sonnenaufgang schauendes Siegeszeichen in Altthüringen errichteten. Ziu war der zistag — diestag, unser Dienstag, heilig. Seinen wichtigsten Vertreter erhielt er bei der Einführung des Christentums im Erzengel Michael. Die Zinhei-ligtümer wurden zu Michaeliskirchen und Michaelisbergen. Unsere Michaeliskirche aber ist nicht an einer solchen alten Opserstätte erbaut; sie trägt ihren Namen nur Skt. Michael zu Ehren, der als Stellvertreter des Kriegsgottes zum Schutzherrn Deutschlands wurde.
Frau Holle: In hohem Ansehen stand bei unsern Vorsahren Frau Holle, die Führerin der den Verstorbenen entwichenen Seelen. Wegen dieser ihrer Tätigkeit hat man sie oft zur Gemahlin Wodans, des Totenführers (Walsadir — Totenvater), erhoben und mit Frija vertauscht. Die ausgehauchten Seelen, die sich im Flüstern der Blätter, im Rieseln des Wassers, im Sausen des Windes ver-nehmen ließen, konnten sich verwandeln und, wenn sie Anlaß zur Klage hatten, die Hinterbliebenen mit allerlei Spuk heimsuchen. Das Seeleutreiben fand in der Zwölstenzeit, die am 6. Januar zu Ende geht, statt. Noch heute glaubt mancher Ersnrter, daß ein Traum in diesen Nächten in dein bezüglichen Monat des solgenden Jahres in Erfüllung geht, und unterläßt nicht, in der Neujahrs-neicht Blei zu gießen, unl sich das Schicksal zu künden. Zu den Aufgaben der Göttin Holda gehörte es, sich um den Fleiß der Spinnerinnen zu kümmern. Die Flachsknoten der fleißigsten verwandelte sie in eitel Gold. In der Erfurter Sage lohnt sie die nie erlahmende Tätigkeit einer armen Wäscherin. Die Frau kehrte spät abends von der Arbeit heim und fand am Sockel der Andreaskirche eine Menge Maikäfer. Sie nahm eine Hand voll davon ihren Kindern zum Spielen mit und verwahrte sie zuhause in einem Topfe. Als sie jedoch am andern Morgen nachsah, waren sie in Gold verwandelt. — Bei Einführung des Christentums hat Frau Holle es sich gefallen lassen müssen, Anführerin der Hexen zu werden (Here = Zusammenziehung aus hagedisse — Hag- oder Buschwesen). Auf Besen oder sonstigem Gerät sitzend, ritt sie mit ihnen in der Walpurgisnacht um den Blocksberg. In dieser Nacht wurde früher nach uraltem Gebrauch in Erfurt von den Bürgersoldaten getrommelt, um ein Niederlassen des flüchtigen Hexenvolkes zu verhindern. Aus gleichem Grunde wurden auch die Haustüren mit drei Kreuzen bezeichnet. — In Thüringen war das Innere des Hörfelberges der Wohnort der mächtigen Holde, die, wenn sie die böse Seite ihres Wesens herauskehrte, eine Unholde sein konnte. Die Kirche des frühen Mittelalters hat sie bitter bekämpft. Sie bildete aus ihr eine Tenselin und wandelte das Berginnere zur Fegefeuerstätte um. Man wollte aus dem Hörselberge das Wimmern der gepeinigten Seelen vernehmen, daher fein Name Hör-Seelen-Berg. Das spätere Mittelalter war poetischer gesinnt.
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Extrahierte Personennamen: Michael Michael Holle Holle Holle
6. Moderne Renaissance. Auf die Herrschaft des Empire folgt eine Zeit des Schwankens. Die verschiedensten älteren Baustile wurden nachgeahmt. Am meisten ging man in städtischen Bauten auf die Renaissance des 16. Jahrhunderts zurück, ohne daß sich aus dieser zweiten Renaissance ein einheitlicher, allgemein gültiger Stil gebildet hätte.
7. Eisenbau. Einzelne größere Bauteile aus Eisen, wie Säulen und Träger, kommen schon um 1700 vor. Ms Hauptmaterial aber wurde das Eisen erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Gebäuden benutzt, besonders zu solchen, in denen weite Räume erforderlich sind. Es übertrifft Holz und Stein an Festigkeit und kann leichter in beliebige Formen gebracht werden.
Hausbau.
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I. Europa, — 2. Das Deutsche Reich.
89
§ 136. Bodenschätze. An Mineralien ist das Flachland ärmer als das
Mittelgebirge. Diejenigen Bodenschichten, die Steinkohlen oder Erze ent-
halten können, liegen in außerordentlicher Tiefe. Dagegen ist Norddeutsch-
land reich an Braunkohlen und Salz.
An mehreren Stellen ragt das Gestein des Mutterbodens aus der
Schuttbedeckung hervor, wie in den Sandsteinklippen von Helgoland und in
56. Tagebau einer Senftenberger Braunkohlengrube.
Durch gewaltige Baggermaschinen werden die Lehm-, Sand- und Tonmassen, die das etwa 20 m mächtige
Flöz bedecken, weggeräumt, so daß die Kohle im Tagebau gewonnen werden kann. Riesige Baumstümpfe,
die bis 3 m Durchmesser aufweisen und oft noch sehr gut erhalten sind, schälen sich aus der lockeren Kohle,
die fast durchweg zu Briketts verarbeitet wird, heraus und geben Zeugnis von den Riesenbäumen der Vorzeit.
den Kreidefelsen von Rügen. Hier und da bieten sie den Bewohnern
wichtige Mineralien, wie namentlich der „Kalkberg" bei Lüneburg, der
eiuen vorzüglichen Gips liefert, und au dessen Fnß eine wichtige Salzquelle
entspringt. Die Kalkbrüche bei Rüdersdorf sind von großer Bedeutung
für die Bautätigkeit Berlins.
§ 137. Einteilung. Die Elbe, der wichtigste Strom Niederdeutsch-
lauds, zerlegt das Tiesland in das größere Ostelbische und das kleinere
Westelbische Flachland.
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Helgoland Lüneburg Berlins Niederdeutsch- Westelbische_Flachland